Freitag, 18. November 2005

Pädagogik und Philosophie - 1. Veranstaltung

Lichter

Er saß immer noch auf der Bank am Wasser, wie seit Stunden schon. Nachmittags hatte ihn das Licht der Sonne geblendet, der Schweiß war ihm über den Körper gelaufen und das Denken war ihm schwer gefallen. Gut so. Doch als der Abend kam, der rote Feuerball mehr und mehr im Meer versank und die Strahlen der Sonne noch ein letztes Mal wärmten und grüßten, wurden seine Gedanken wieder klarer und sein Körper wieder erfrischter.
Nun kamen die ersten Sterne hervor, der Mond schien und die Nacht brach herein.
Es wehte ein leichter Wind, der ihn fast schon störte, weil er ihn nur noch mehr erfrischte. Aber er wollte doch nicht denken, wollte nicht an das erinnert werden, was heute Morgen passiert war.
Der Tag hatte so vielversprechend gewirkt. Schon die Strahlen der warmen, aufgehenden Sonne hatten ihn geweckt und in ihm das wunderbare Gefühl der Freude wachgerufen, der Freude auf diesen Tag und auf den Abend mit Carola, der doch ihr Abend hatte werden sollen.
Kaum war er aufgestanden, hörte er in den Radionachrichten vom Brand in der Feuerwerkskörper-Fabrik. Alles stehe in Flammen, man wüßte noch nicht, ob alle Mitarbeiter hatten gerettet werden können.
Als er ankam - an ihrem Arbeitsplatz - brannten nur noch die Ruinen. Irgendwie hatte er erfahren, dass Carola Thießen den Brand nicht überlebt hatte. Und irgendwie war er zu ihrer Bank gekommen, wo sie vor drei Wochen wie verliebte Teenager ihre Anfangsinitialien eingeritzt hatten: B+C: 6.6.1998.
Er fühlte über den Schriftzug, erinnerte sich, wie Carola ihm mit dem Lichtstrahl der Taschenlampe in jener Nacht geleuchtet hatte. Im Gegensatz zu diesem Abend war es damals bewölkt gewesen, der Mond ganz verborgen. Heute brauchte er keine Taschenlampe, der Mond leuchtete hell genug.
Carola hatte sich so eine Nacht wie diese mit Sternschnuppen gewünscht. Denn sie fand, dass es zum Augenblick gepasst hätte.

Das Wasser war fast angenehm warm. Schnell konnte er vorwärts gehen.
Sie hatten sich gefragt, wie lange es wohl noch Sterne und damit Sternschnuppen geben würde und ob es wohl noch andere als den Menschen in diesem Universum gebe, die sich an ihrem lichten Schweif erfreuten. Schließlich hatte er ihr gesagt, dass sie seine ewige Sternschnuppe sei und sie hatte gelächelt.
Das Wasser stand ihm nun bis zur Brust. Er schaute auf und eine Sternschnuppe fiel und ihr Leuchten ins Meer, als sich das Wasser über ihm schloss.
karo blub - 18. Nov, 21:47

Echt genial! Wie kamst auf sowas?
Ich schätz ich werd jetzt ma öfters hier vorbeischauen ;-)
viele Grüße Karo
--> http://karoaufblub.twoday.net

agnesf - 20. Nov, 17:48

Wirklich spannend, regt zum Lesen an, du solltest öfters so etwas schreiben, wirst dann zu meiner Lieblingsautorin :)

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