Montag, 5. Dezember 2005

Pädagogik und Philosophie - 3. Veranstaltung - Das Denken der Natur

Eigentlich hatte sie gewußt, was auf sie zukommen würde, doch jetzt, wo es soweit war, mischte sich in alle Vorfreude auch Traurigkeit.
Vor neun Monaten hatte sie erfahren, dass sie nun entlich ein Kind erwarteten und sie hatten sich so gefreut. Die Schwangerschaft war bestens verlaufen, das kleine Wesen in ihr wuchs und gedieh. Unzählige Abende hatten sie damit verbracht Namensbücher von vorne nach hinten und von hinten nach vorne zu lesen und sich ihre Zukunft mit ihrem Kind auszumalen.
Beim Einkaufen war sie eigentlich zu oft nicht an den Babyfachgeschäften vorbeigekommen, so dass sich zu Hause das Spielzeug und die Strampler schon häuften.
Und dann war sie gekommen, die Nachricht, mit der sie zwar gerechnet, aber die sie total verdrängt hatten. - Drei Monate Auslandseinsatz Irak - . Im Oktober sollte es losgehen und zum Anfang es Jahres sollte der werdende Vater wiederkommen, um nicht die Geburt seines ersten Kindes zu verpassen, wo er doch an Weihnachten auch schon nicht bei seiner Familie sein konnte.
Vor der Abreise hatten sie noch das Kinderzimmer eingerichtet und er hatte es tatsächlich geschafft die Wiege fertigzustellen.

Die Vorbereitungen auf Weihnachten und die Vorfreude auf die Geburt hatten die Zeit relativ schnell vergehen lassen, doch die Situation in seinem Einsatzort hatte sich immer mehr verschlechtert. Zwei Kameraden waren durch eine Autobombe verletzt worden, wobei der eine von ihnen an den Folgen starb. Nachrichten schaute sie gar nicht mehr und sie versuchte auch jetzt nicht daran zu denken, was passieren könnte.
Alles war dann ganz plötzlich und unerwartet geschehen.
Die Wehen hatten eingesetzt - drei Wochen vor dem errechneten Termin - die Ärzte entschlossen, dass es am Besten wäre, wenn das Kind käme und so lag sie nun seit einer Stunde im Kreissaal.
Übermorgen sollte er kommen, aber zum Wohl ihres Kindes sollte es kommen, wann es wolle. Trotzdem, dass alles sehr gut verlief, spürte sie, wie sie immer unruhiger wurde.
Ständig musste sie an ihn denken und hatte den Eindruck, dass mit jeder Wehe, die ihr ihr Kind näher brachte, sich er von ihr entfernte.
Panik überkam sie und als sie den ersten Schrei ihres Kindes hörte war da größtes Glück und tiefste Traurigkeit.
Als die Schwester sie aus dem Kreissaal schob, sah sie sofort ihre Eltern - Tränen im Gesicht - mit seinem besten Freund, der ebenfalls als Soldat diente und eigentlich erst in zwei Tagen mit ihm nach Hause kommen sollte ...
Der kleine Junge lag friedlich in ihren Armen und hielt ihren rechten Ringfinger fest umschlossen. Er würde seinem Vater sehr ähnlich werdenl, dass wusste sie und sie erinnerte sich plötzlich auch an die Weihnachtspredigt " Glaube, Liebe, Hoffnung aber bleiben ewiglich" . Und trotz ihrer großen Traurigkeit war da auch ein Funke Licht und Hoffnung.
Baby
(hlebiks.tripod.com)

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