Mittwoch, 28. Dezember 2005

Pädagogik und Philosophie - 6. Veranstaltung - Warum vergeht eine Stunde in der Disco viel schneller, als eine Stunde in der Uni

- Je mehr sich im Kopf eines Menschen "bewegt", desto schneller vergeht die Zeit.
- Lebenszeit verlängert sich durch qualitative Zeit.
- Die quantitative Zeit vergeht mit zunehmendem Alter immer schneller, wenn wenig an qualitativer Zeit vorhanden ist. Die qualitative Zeit vergeht mit zunehmendem Alter also langsamer.
- Das Gehirn löscht alle unwichtigen quantitativen Momente.
- Je mehr Kreativität, desto mehr Qualität - (im Ggs. zur östlichen Philosophie). Dort wird von Qualität bei absoluter Loslösung von allem gesprochen.
(Mitschrift aus der Veranstaltung)


Schon wieder oder entlich?

Wie jeden Tag saß er auf seiner dreckigen, kaputten Isomatte vor der bekannten Kaufhauskette. Wilfried, der grau-braune Mischling aus Pudel, Schäferhund oder was auch immer lag neben ihm. Sein Atem ließ weiße Wölkchen aufsteigen. Es klirrte in der alten Blechdose. 2 Euro stellte er fest. Zu dieser Zeit waren die Menschen großzügig.
"Schon wieder Weihnachten, wie die Zeit vergeht, bald ist das Jahr schon wieder vorbei, ständig muss man sich überlegen, was man seiner Familie zu Weihnachten schenkt, endlich wieder Weihnachten, ich kann es kaum erwarten, ich weiß nur noch, dass ich letztes Jahr einen Legohubschrauber bekommen habe, Mama, ich muss doch nur noch 2 Türchen öffnen? ... Solche Gesprächsfetzen waren zu dieser Zeit ebenfalls üblich. Während die Erwachsenen darüber stöhnten, dass das heilige Fest schon wieder vor der Tür stand, konnten es die Kinder kaum erwarten. - Wenn er an sein Leben zurückdachte, musste er feststellen, dass es ihm ähnlich erging. Weihnachten und Geburtstag war das Aufregendste was es gab, wobei Weihnachten den Höhepunkt bildete. 24 Türchen mussten geöffnet werden, bevor es soweit war und das erschien ihm immer wie eine Ewigkeit. Und an Heiligabend musste er dann auch noch bis Abends warten, dabei wäre er viel stiller in der Kirchenbank gesessen und hätte sicherlich nicht nur drei Happen von Mutters köstlichem Dinner gegessen, wenn er seine Geschenke schon vorher hätte auspacken können. Erinnerte er sich nun zurück, dann wusste er nur noch, dass er irgendwann mit fünf oder sechs Jahren ein Fahrrad bekommen hatte, mit zehn Jahren eine Eintrittskarte für Hagenbecks Tierpark und als er fünfzehn war durfte er mit seinem Vater ein Fussballspiel des HSV anschauen. Mit zunehmendem Alter wurde das Weihnachtsfest immer gewöhnlicher, auch das Jahr schien schneller zu vergehen. Mutter schenkte ihm noch lange einen Adventskalender, aber während er als kleiner Junge kaum erwarten konnte, das nächste Türchen zu öffnen, vergass er es nun so manches Mal und am Heiligabend war bei ihm dann erst das 16 oder 19 Türchen geöffnet. Er hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn das Datum erst dort gewesen wäre. Denn während er früher in der Schule gebastelt hatte oder selbstgemalte Bilder verschenkt hatte, wurde es immer schwieriger kreative Geschenkideen zu haben. Meistens blieb es dann doch bei Honig und Socken für den Vater und einem Weihnachtsstern und Tagescreme für die Mutter. Und wie all die Passanten heute hatte er gedacht - schon wieder Weihnachten, schon wieder Geschenke kaufen, schon wieder. Besonders als er erfolgreicher Geschäftsmann war und ständig durch die Welt reiste, hatte er das Gefühl ein Jahr sei wie eine Woche. Als sein Leben dann zusammenbrach und er fünf Jahre im Gefängnis verbrachte, da kam es ihm vor, als seien es fünfzehn. Weihnachten war einsam gewesen, aber auch etwas besonderes, denn es war entlich wieder ein Jahr vergangen. Und heute? Er war nicht wieder ins sozialisierte Leben zurückgekehrt. Mit Wilfried saß er nun seit Jahren - oder waren es schon Jahrzehnte - vor dem Kaufhaus und lebte von freundlichen Gaben der Passanten. Es klapperte in der Blechdose. 50 Cent! Er freute sich, nun konnte er sich bei dem Bäcker gegenüber ein Sandwich und Kaffee kaufen. Er hatte schon seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen. Und die Füsse ließen sich auch gut wärmen, das war sein Tageshöhepunkt. Nur schade, dass es nicht lange dauern würde, bis er wieder hier bei Wilfried säße, er durfte nicht so lange den Tisch blockieren, sonst kam die Verkäuferin, das kannte er schon.

Pädagogik und Philosophie - Was ist das Leben? - Ein schwedisches Märchen

An einem schönen Sommertag um die Mittagszeit war große Stille am Waldrand. Die Vögel hatten ihre Köpfe unter die Flügel gesteckt, und alles ruhte. Da streckte der Buchfink sein Köpfchen hervor und fragte:"Was ist eigentlich das Leben?" Alle waren betroffen über diese schwierige Frage.

Die Heckenrose entfaltete gerade eine Knospe und schob behutsam ein Blatt ums andere heraus. Sie sprach:"Das Leben ist eine Entwicklung." Weniger tief veranlagt war der Schmetterling. Er flog von einer Blume zur anderen, naschte da und dort und sagte:"Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein." Drunten im Gras mühte sich eine Ameise mit einem Strohhalm, zehnmal länger als sie selbst, und sagte:" Das Leben ist nichts anderes als Mühsal und Arbeit." Geschäftig kam eine Biene von einer honighaltigen Blume auf die Wiese zurück und meinte dazu:" Nein, das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen."

Wo so weise Reden geführt wurden, streckte auch der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und brummte:
"Das Leben? Es ist ein Kampf im Dunkeln."
Nun hätte es fast einen Streit gegeben, wenn nicht ein feiner Regen eingesetzt hätte, der sagte:"Das Leben besteht aus Tränen, nichts als Tränen." Dann zog er weiter zum Meer. Dort brandeten die Wogen, warfen sich mit aller Gewalt gegen die Felsen und stöhnten:"Das Leben ist ein stets vergebliches Ringen nach Freiheit."
Hoch über ihnen zog majestätisch der Adler seine Kreise. Er frohlockte:"Das Leben, das Leben ist ein Streben nach oben." Nicht weit vom Ufer entfernt stand eine Weide. Sie hatte der Sturm schon zur Seite gebogen. Sie sagte:"Das Leben ist ein Sichneigen unter eine höhere Macht."

Dann kam die Nacht. Mit lautlosen Flügeln glitt der Uhu über die Wiese dem Wald zu und krächzte:"Das Leben heißt: die Gelegenheit nützen, wenn andere schlafen." Und schließlich wurde es still in Wald und Wiese.

Nach einer Weile kam ein junger Mann des Wegs. Er setzte sich müde ins Gras und meinte:"Das Leben ist das ständige Suchen nach Glück und eine lange Kette von Enttäuschungen."
Auf einmal stand die Morgenröte in ihrer vollen Pracht auf und sprach:"Wie ich, die Morgenröte, der Beginn des neuen Tages bin, so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit!"
Ein schwedisches Märchen - Text von einer Postkarte übernommen

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